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Katholisches Pfarrhaus, Altes Pastorat

Das barocke Pfarrhaus an der Pastoratstraße liegt unweit des ehemaligen Kirchenumrings, wo die ehemalige Stadtmauer, das Pfarrhaus mit Garten einschließend, aus der Flucht des Teufelsturmes nach Osten deutlich abschwenkte. Der durch den Pastor Heinrich Schmittmann im Jahre 1591 wesentlich vergrößerte Pfarrhof, der auch als Nutzgarten mit „Krautgarten” für den Pfarrhaushalt diente, war durch eine hohe Mauer gesichert, die die Sonderstellung des Pfarrhauses gegenüber den übrigen Wohnhäusern und Haushalten hervorhob. Pastor Johann Eberhard Zumbroich hatte die Mauer des Pfarrgartens gemäß Inschrift eines Steines in der Mauer im Jahre 1746 errichtet. Dieser Stein ist heute nicht mehr auffindbar.

Pfarrhaus, 1997
 

Vergleicht man das Pfarrhaus mit dem oben beschriebenen Hospital zum Heiligen Geist, so legt das teilweise sehr grobe, aus Konglomerat bestehende Baumaterial aus der Betrachtung heraus eine frühere Erbauungszeit als das durch Maueranker bezeugte Jahr 1663 als Erbauungsjahr nahe.

Pastor Stracke (Amtszeit: 1623-1650) baute das durch die Feuersbrunst im Jahre 1637 beschädigte Pfarrgebäude mit eigenen Geldmitteln wieder auf. Der Stadtbrand von 1663 legte das Pfarrhaus erneut nieder, so daß der Pfarrer Haustaedt mehrere Jahre in einem Zimmer des Amtshauses wohnen mußte. Maueranker bezeugen den Abschluß des Wiederaufbaus im Jahr 1666.

Das zweigeschossige bruchsteinerne Gebäude ist zur Pastoratstraße traufständig errichtet und ruht heute unter einem Krüppelwalmdach aus dem Jahre 1733. Das Dach ist in der Konstruktion eines Kehlbalkendaches mit stehendem Dachstuhl gezimmert. Der Dachspeicher konnte durch zwei Zwerchhäuser mit weit über der Traufe vorstehendem Dach bedient werden. Die heutigen Kehlbalken sind nachträglich höher eingezapft worden, um unter der Dachkonstruktion den Einbau einer Wohnung zu ermöglichen.

Nach dem verheerenden Stadtbrand von 1637 hatte Pastor A. Haustadt im Pfarrgehöft den Bau einer Scheune beantragt. Die Bauausführung des Wirtschaftsgebäudes ließ aber lange auf sich warten. Die Inschrift „Zb” in den Wetterfahnen des Bauplanes verweist auf Pastor Eberhard Zumbroich (Amtszeit: 1744-1781; im Pfarrhaus erinnert das Wappen der Zumbroichs in einem Reststück einer steinernen Banklehne an ihn), der die Scheune im rückwärtigen Pfarrhof im Jahre 1746 errichten ließ. Der Grundriß des einstöckigen Gebäudes (ca.18,50 m und 11,70 m) ähnelt den Grundrissen der Bauernhäuser in Lendringsen, die allerdings eine erheblich größere Wohnfunktion hatten. Die Grundfläche der Scheune war etwa ein Drittel kleiner und hatte damit ungefähr die gleiche Größe wie die der Wirtschaftsfläche der größten Bauernhäuser Lendringsens. Die Funktionalität des eingeschossigen Baus in einfacher Ständerkonstruktion ohne Streben mit quadratischen Gefachen war allein auf die Wirtschaftsführung des Pfarrers ausgerichtet. Die Scheune nahm die Gerätschaften, das Erntegut und das Vieh auf.

Im Jahre 1816 gibt das Lagerbuch der Stadt Auskunft über die Funktionalität des Pfarrhauses: „Das Pastorat Gebäude enthält 1 Saal, 5 Stuben, noch eine fürs Gesinde, 1 Küche und Keller, auch eine nebenstehende Kornscheune; dieses Gebäude nebst dem Kirchthurm, sehr dick und [nach Blitzeinschlag] geborsten, fällt dem ganzen Kirchspiele zur Last.” Das Gebäude besaß zwei offene Herdstellen an wuchtigen Kaminen im rechten und linken Gebäudeteil. Im Jahre 1836 wurden umfangreiche Reparaturen öffentlich ausgeschrieben und anschließend ausgeführt.

Im Jahre 1864 wurde der südliche Schornstein durch den heutigen kleinen Rauchabzug ersetzt. Der nördliche Schornstein war noch mindestens bis 1930 in Funktion, er ist jedoch inzwischen oberhalb des Obergeschosses abgetragen. Die Fachwerkgiebel des Daches sind mit Ziegeln gefüllt. Besonderes Augenmerk verdient die gerade zweiläufige mit Podest angelegte Treppe, in der heutigen Form nach 1864 entstanden. Die beiliegende Zeichnung zeigt jedoch den Vorgänger dieser Anlage. Der kleine, in der nördlichen zur Straßenfront gerichtete Saal im Obergeschoß besitzt mit einer Kölner Decke einen für hiesige Verhältnisse unüblichen, sehr reichhaltig dekorierten und filigran gestalteten Stuck. Tauben und Weintrauben symbolisieren hier ornamentreich christliche Glaubensvorstellungen. Eine kleine durch eine Ecktür verdeckte Nische in der Hausecke des Raumes deutet den sanitären Komfort des Gebäudes an.

Im Jahre 1913 errichtete man an der Stelle der alten, inzwischen verfallenen Scheune eine kleinere ( 12 m mal 6 m) mit zwei Viehställen und Lagerfläche für Geräte, Holz und Kohlen. Den Dachboden erreichte man durch eine innen liegende Treppe und von außen durch Luken in den beiden Giebeln. Das mehrfach baufällig gewordene Pfarrhaus blieb vor geplanten Abbrüchen (1911 und 1966) verschont.

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