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Die Alte Apotheke

Im Jahre 1560 kann der Stammbaum der Familie Bigegleben erstmals nachgewiesen werden. Sie war über Jahrhunderte eine der geachtetsten, recht vermögenden Familien in Menden. Ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung ging jedoch spätestens im 19. Jahrhundert verloren. Die Sippe lebte vornehmlich von der Krämerei und von Grundrenten seines relativ umfangreichen Grundbesitzes und stellte im 16. bis 18. Jahrhundert Bürgermeister, Ratsmitglieder, Handelsleute und Weinzapfer. Im Jahre 1587 wird Degenhardt Bigelewen bei der Aufnahme in die Mendener Kalandsbruderschaft genannt, deren Gastgeber er öfter war. 1589 wird er als Besitzer von zwei Kühen und einem Schaf für eine minimale Selbstversorgung aufgeführt. 1618 war die Familie abgabenpflichtig für die Nutzung kurkölnischen Landes.

Der Kaufmann und Gerichtsschreiber Gerhard Biggeleben (1615-1685?), ein Enkel Degenhardts, stand zeitweise als Gildemeister der Zunft der Krämer vor, denen auch das Tuchgewerbe angeschlossen war. Das läßt auf eine Handelstätigkeit mit Wollprodukten, die in Menden von einfacher Qualität waren, schließen. Neben dem heimischen Handel betrieb Biggeleben auch einen gewissen Fernhandel mit Branntwein, Heringen, Stockfisch, Teer, Tran, Butter, Käse, Speck, Gewürzen, Leinen und andere Waren, wie im Jahre 1664 festgestellt wurde.

Gerhard Biggeleben belegte im Jahre 1667 einen mittleren Rangplatz bei den Steuerpflichtigen. Das Stammhaus der weit verbreiteten Sippe war in bester Stadtlage, Marktplatz 4/ Kirchstraße, angrenzend an den Markt und den "Tothenhof” der Kirche. Es war, allerdings nur für kurze Zeit (1667), im Besitz des Johann "Humperts”, Schwiegervater der Brüder Johan Caspar und Hermann Biggeleben, die mit Gerhards Töchtern verheiratet waren.

Die grundlegende Sanierung des Gebäudes (1995-97) gibt Aufschluß über bisher unbekannte Details zur Geschichte dieses Hauses: Das Haus stammt nicht, wie allgemein behauptet, in seiner ältesten Bausubstanz aus dem Jahre 1710. Heute sind mindestens fünf wesentliche Bauabschnitte nachweisbar, auf die sich die Ausführungen beschränken. Der älteste Baubefund stammt vielleicht aus der mittelalterlichen Stadtgeschichte: Abgetragene niedrige Mauerstreifen in Bruchstein-Schalen-Mauerwerk zweier denkbarer Tonnengewölbe lassen sich im rechten Teil des Vorderhauses nachweisen. Die beiden heutigen Tonnen sind nicht ursprünglich. Seine Maße von 8,80 Meter mal 7,50 Meter verweisen auf ein niedergelegtes, mindestens zweigeschossiges Kleinhaus und erinnern an steinerne Wohntürme des städtischen Adels im Mittelalter (1. und 2. Bauabschnitt). Die resthaften Mauerstreifen im Keller, unterschiedliche Baumaterialien, verschiedene Krümmungsradien und Höhen der Gewölbe sowie ungleiche Gewölbedicken und unterschiedliche Niveauhöhen machen den Keller zu einem bautechnisch und geschichtlich interessanten Objekt. Die Kellermauern ruhen auf gewachsenem Boden, der teilweise mit Natursteinen und Handformziegeln belegt ist.

Lange zurückliegende Wasserschäden konnten festgestellt werden, die durch einen Bruch der hauseigenen hölzernen Wasserleitung, durch Grundwasser oder durch das Hochwasser der Hönne verursacht worden sind. Ein drittes Gewölbe von 8,80 Meter mal 13,40 Meter Gesamtmaß im folgenden dritten Bauabschnitt wurde parallel zu den vorhandenen angefügt und das alte Kellergewölbe mit gleichem Mörtel teilweise erneuert. Es ist nicht auszuschließen, daß das Haus zuvor durch den Stadtbrand von 1652 stark beschädigt oder zerstört worden war. Erneuernde Baumaßnahmen an den drei Gewölben mit gleichen Baumaterialien legen diese Vermutung nahe.

Da die Gebäudeerweiterung aus bautechnischen Gründen seinerzeit nur in Firstrichtung erfolgen konnte, wird die Giebelseite der nicht mehr erhaltenen (vermutlich zwei) Wohngeschosse zur Kirche gewiesen haben. Ferner ist denkbar, daß die anderen Stadtbrände dem Bau mehrfach zugesetzt, bauliche Umgestaltungen erzwungen und Erweiterungen ermöglicht haben.

Der Erweiterungsbau von 1710 (4. Bauabschnitt) stammt von dem oben erwähnten Johan Caspar Biggeleben (Sohn von Gerhard, Lebensdaten: 1666-1737; mehrfach Bürgermeister). J. C. Biggeleben vergrößerte die überbaute Fläche in die Tiefe durch zwei weitere unterschiedlich große Gewölbekeller auf 13,40 Meter mal 11 Meter. Er errichtete auf nun fünf Gewölben den repräsentativen Baukörper in der weitgehend bis heute erhaltenen Substanz. Der hintere auf den beiden neuen Gewölben errichtete Bauteil ist nur teilweise unterkellert und war anfangs eher ein eineinhalbstöckiger Anbau, dessen Abschluß man an einem baulichen Rücksprung im Obergeschoß erkennt. Die dickwandige Außenwand, nun Innenwand, trennte das "Vorderhaus” vom "Hinterhaus”, dem Anbau. Der vielleicht nicht ursprüngliche Inschriftenstein an der Vorderseite des Neubaus erinnert an die Eheleute "Biegeleben”....

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