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Kleinhaus Filthaut in der Wolfskuhle in Lendringsen

Auf der Wolfskuhle ist die Lagebezeichnung für ein kleines, heute siedlungsarmes Plateau, eine alte Rodungsinsel an der Straße von Lendringsen nach Oesbern inmitten eines Hochwaldes und teilweise entwaldeter Flächen. Eine Namensdeutung führt zur Familie Wulf. Um 1461 hatte ein Heinrich Wulf von Lüdinghausen hier gewisse Rechte und Besitzanteile.

Vinzenz und Margarita waren die Begründer der Familie Filthaut in der Wolfskuhle. Um 1774 wurden sie dort Pächter eines Kottens. Im Jahre 1789 wurde Anna Maria Elisabeth, Tochter des Johannes Vinzenz Filthaut, Ackersmann, und der Ehefrau Margarita Hartenacke, Eheleute zu „Wulfskuhl”, geboren. Der Sohn Johannes Heinrich Caspar, ebenfalls Ackersmann, fand, wie seine Nachfahren auch, Arbeit in der jungen eisenverarbeitenden Industrie am unterhalb gelegenen Puddelhammer, der im Jahre 1867 mit 265 Arbeitsplätzen der größte Betrieb in Lendringsen war.

Um 1852 erstellte der Hammerschmied Kaspar Heinrich (1822-1887) etwa dreihundert Meter oberhalb des genannten Kottens auf Pachtland das anfangs abgebildete Wohnstallhaus. Das Gebäude war das letzte strohgedeckte Wohnhaus der Gemeinde Lendringsen. Ab dem Jahre 1928 wurde es auf alter Grundfläche wegen Baufälligkeit durch einen ziegelsteinernen Bau nach und nach ersetzt und um 1970 neu verputzt. Das fast quadratische Kleinhaus hat heute eine Seitenlänge von etwa 6,40 Metern.

Nach der Tagesarbeit am Puddelhammer bewirtschaftete Kaspar Heinrich seinen kleinen Garten und versorgte seine wenigen Schweine und die im Anbau untergebrachten Kühe, die er durch eine Klappe vom Hausflur aus füttern konnte. Der Sohn Franz Heinrich (1856-1939) folgte seinem Vater im Beruf und brachte es zum Puddelmeister.

Bemerkenswert ist die Eigentumsfrage des Hauses, das nämlich seit der Erbauung Privateigentum ist und auf Pachtland ruht, eine mehrfach in Lendringsen festgestellte ungewöhnliche Rechtslage. Die Eintragung einer Grundschuld im Grundbuch ist daher sehr schwierig. Brinksitter nennt man im Sauerland einen derartigen Pächter von Land mit eigenem Haus.

Die wirtschaftliche Situation vieler Wolfskuhler war ähnlich dürftig wie die der Tagelöhner in der Stadt. Sie verdingten sich als billige Aushilfskräfte bei den umliegenden Höfen, um Feldfrüchte anzubauen und die Ernte zu besorgen. In der Wolfskuhle, die allgemein erst nach 1832 nach Rodung locker besiedelt wurde, gingen in der Mitte des 19. Jahrhunderts auch Schneider, Schreiner sowie ein Zimmermann, Schmied, Leineweber, Händler und Köhler ihren Berufen nach.

Die Schließung und die Betriebsverlegung des Puddelhammers nach Schwerte im Jahre 1884 führten zur Abwanderung fast aller 30 kinderreichen Familien der Wolfskuhle in die nahen entwicklungsträchtigen Städte des Ruhrbergbaus oder in das Ausland und damit zur Entvölkerung und zum nahezu vollständigen Untergang der Siedlungen. Im Jahre 1896 gab es in der Wolfskuhle nur noch je einen Ackerer und Waldarbeiter, drei Tagelöhner und 6 Fabrikarbeiter. Nur wenige Häuser haben bis heute überlebt.

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