Signet

Bildpostkarten
Bönemann
Bücher

Buchbesprechung
Vorwort
Landwirtschaft
Hof
Kotten
Kotten
Querdeelenhaus
Kleinhaus
Bei Steinemann
Gartenwirtschaft
Pfarrhaus
Apotheke
Biggeleben von 1730
Kleinhaus
Kleinhaus
Kleinhaus
Doppelhaus Lillotte
Kleinhaus
Sommerwohnung
Wohnhaus

Buchbesprechung:

Stadt und Land im Wandel

Bauen, Wohnen und Wirtschaften im 18. und 19. Jahrhundert in Menden und Lendringsen,

Der Märker, 51. Jahrgang 2002, April – Juni, Heft 2:

StadtunLandimWandelDiss-260Theo Bönemann: Stadt und Land im Wandel. Bauen, Wohnen und Wirtschaften im 18. und 19. Jahrhundert in Menden und Lendringsen. Selbstverlag Bönemann, Menden 2000, 256 S., zahlreiche Tabellen, Karten und Abb.

Ausgehend von der Entwicklung der Wirtschafts- und Sozialstruktur Mendens und seiner ländlichen Umgebung seit dem 16. Jahrhundert beleuchtet Theo Bönemann in seiner 1998 an der Universität Münster angenommenen Dissertation die Wirtschafts-, Sozial- und Baugeschichte Mendens und Lendringsens zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert. Er stellt seine Untersuchung unter die Leitfragen, inwieweit Gebäude Auskunft über Wohnen und Wirtschaften geben können und welche Rückschlüsse auf die Sozialstruktur der Bevölkerung vor Ort sich daraus ableiten lassen. Welche Veränderungen zeigten sich im Laufe der Zeit? Auf diese Weise werden (Wohn-) Gebäude - über ihre Aussage für die Bauforschung hinaus - zu Zeugnissen lokaler Wirtschafts- und Siedlungsgeschichte. Ein umfassendes Bild kann aber nur dann entstehen, wenn auch schriftliche Quellen aus den Archiven herangezogen werden. Dies hat z. B. Heinrich Stiewe in seiner 1996 veröffentlichten Dissertation »Hausbau und Sozialstruktur einer niederdeutschen Kleinstadt. Blomberg zwischen 1450 und 1870« eindrucksvoll belegt. Auch Theo Bönemann wertete eine Vielzahl von Archivalien aus, darunter erstmalig die Unterlagen zum Grundbesitz in Menden und Umgegend aus der ersten amtlichen preußischen Landvermessung der Jahre 1829 bis 1832. Ergänzt wurden diese statistischen Angaben durch weitere schriftliche Quellen wie z. B. Einwohnerverzeichnisse, Konzessionen, Baugesuche, Testamente, Viehbestandslisten sowie Fotos.

Im ersten Teil der Untersuchung, der Analyse der Wirtschafts- und Sozialstrukturen Mendens und Lendringsens, stellt Bönemann anhand dieser Quellen dar, dass die ökonomischen und politischen Grundlagen der gewerblichen Entwicklung in Menden zunächst nicht vielversprechend waren. Die Grenzlage zur Grafschaft Mark brachte bis zum Übergang an den preußischen Staat politische Unruhe und wirtschaftliche Hemmnisse mit sich. Es fehlten Rohstoffe, weswegen sich ein spezialisiertes Stadthandwerk in Menden nicht herausbilden konnte; die Infrastruktur blieb bis zur Eröffnung der ersten Eisenbahnverbindung im Jahre 1872 ebenfalls unbefriedigend. Dennoch konnte sich Menden seit dem 18. Jahrhundert zu einer »Gewerbestadt mit einer hohen Vielseitigkeit handwerklicher Berufe« (S. 35) entwickeln. Dagegen besaßen nur wenige Einwohner Gärten, Wiesen oder Weideflächen, die zudem meist sehr klein waren und lediglich der Eigenversorgung dienten. So verfügten um 1830 über 50 % der Grundbesitzer über weniger als 2 Morgen. Für ein zusätzliches Einkommen reichte der Ertrag in der Regel nicht aus. Auch in der Gemeinde Lendringsen war der Anteil der Ackerfläche pro Einwohner insgesamt gering. Neben einigen großen landwirtschaftlichen Betrieben existierte eine Vielzahl von Kleinstellen, deren Besitzer auf einen Nebenerwerb angewiesen waren.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzog sich der Wandel Mendens zu einer Industriestadt. Die Zahl der Arbeiter, v. a. in der metallverarbeitenden Industrie, nahm stetig zu. Das wanderungsbedingte Bevölkerungswachstum führte zu einer Überbelegung der Häuser sowie der Umwandlung von Garten- in Bauland. Ein minimaler landwirtschaftlicher Nutzraum blieb allerdings bis zum Ende des 1. Weltkriegs gerade für die ärmeren Arbeiter wichtig, weil er der Selbstversorgung diente. Auch in der Gemeinde Lendringsen zeigte die Industrialisierung Auswirkung, da dort eine Vielzahl der Kleinstellenbesitzer nunmehr als Arbeiter in den neu errichteten Fabrikanlagen tätig waren. Um 1900 hatte sich die Sozialstruktur Mendens und Lendringsens weitgehend angeglichen; (Land-) Handwerk und Landwirtschaft waren gegenüber der Industriearbeit relativ bedeutungslos geworden.

Bönemann untersucht in diesem Zusammenhang ferner die Frage, ob man unter den geschilderten Umständen Menden als »Ackerbürgerstadt« klassifizieren kann. Dies setzt definitionsgemäß einen hohen Grad der Selbstversorgung der Einwohnerschaft voraus sowie eine landwirtschaftliche Tätigkeit, die auf den Lebensunterhalt durch Verkauf von Agrarprodukten abzielt. In Menden sind diese Voraussetzungen nicht nachweisbar. Die Landwirtschaft diente hier lediglich der Selbstversorgung, eine enge berufliche Bindung zwischen Landwirtschaft und Handwerk bestand nicht. Nicht nur der alles in allem geringe Grundbesitz pro Einwohner spricht dagegen; auch die Gebäudegrundrisse widerlegen die These von Menden als Ackerbürgerstadt. So waren zwar in einigen Gebäuden Viehställe vorhanden, doch blieb der Viehbestand insgesamt gering; Speicher und Scheunen beispielsweise für die Lagerung von Getreide fehlten völlig.

Der zweite Hauptteil der Arbeit steht unter dem Thema »Bauen, Wohnen und Wirtschaften«. Bönemann stellt hier anhand von schriftlichen Quellen, Aufmaßen und z. T. historischen Fotografien zehn Höfe, Kotten und Wohnhäuser aus Lendringsen und zwanzig Gebäude (v. a. Kleinhäuser) aus Menden ausführlich vor. Dazu kommen neun Gebäude, die in den Jahren 1804-1910 vor den Toren Mendens erbaut worden sind. Es zeigt sich, dass eine Differenzierung in die Kategorien Bauernhaus oder Bürgerhaus kaum möglich war, weshalb diese von Bönemann auch nicht angestrebt wurde.

In Menden dominierten auch in den Jahrzehnten nach dem letzten großen Stadtbrand von 1663 noch die feueranfälligen lehmverputzten Fachwerkbauten, die sich an dem engen mittelalterlichen Straßengefüge orientierten. Brandschutzmaßnahmen wie Ziegelmauern konnten sich erst nach und nach durchsetzen. Noch 1806 gab es lediglich sechs Profangebäude, die weitgehend aus Stein waren. Sie demonstrieren jedoch - wie z. B. das Wohnwirtschaftshaus Wulff in der Hochstraße - den Wandel von der Haupterwerbslandwirtschaft zur Nebenerwerbswirtschaft. So überwogen bei diesem Gebäude im Jahr 1829 die Wohnfunktionen, und auch der Viehstall wurde umgebaut: es entstanden Geschäftsräume und ein Schaufenster. Schmuckelemente an den Fassaden setzten sich in Menden allerdings nur langsam durch, während viele der noch erhaltenen Türen reichhaltig In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzog sich der Wandel Mendens zu einer Industriestadt. Die Zahl der Arbeiter, v. a. in der metallverarbeitenden Industrie, nahm stetig zu. Das wanderungsbedingte Bevölkerungswachstum führte zu einer Überbelegung der Häuser sowie der Umwandlung von Garten- in Bauland. Ein minimaler landwirtschaftlicher Nutzraum blieb allerdings bis zum Ende des 1. Weltkriegs gerade für die ärmeren Arbeiter wichtig, weil er der Selbstversorgung diente. Auch in der Gemeinde Lendringsen zeigte die Industrialisierung Auswirkung, da dort eine Vielzahl der Kleinstellenbesitzer nunmehr als Arbeiter in den neu errichteten Fabrikanlagen tätig waren. Um 1900 hatte sich die Sozialstruktur Mendens und Lendringsens weitgehend angeglichen; (Land- )Handwerk und Landwirtschaft waren gegenüber der Industriearbeit relativ bedeutungslos geworden.

Bönemann untersucht in diesem Zusammenhang ferner die Frage, ob man unter den geschilderten Umständen Menden als »Ackerbürgerstadt« klassifizieren kann. Dies setzt definitionsgemäß einen hohen Grad der Selbstversorgung der Einwohnerschaft voraus sowie eine landwirtschaftliche Tätigkeit, die auf den Lebensunterhalt durch Verkauf von Agrarprodukten abzielt. In Menden sind diese Voraussetzungen nicht nachweisbar. Die Landwirtschaft diente hier lediglich der Selbstversorgung, eine enge berufliche Bindung zwischen Landwirtschaft und Handwerk bestand nicht. Nicht nur der alles in allem geringe Grundbesitz pro Einwohner spricht dagegen; auch die Gebäudegrundrisse widerlegen die These von Menden als Ackerbürgerstadt. So waren zwar in einigen Gebäuden Viehställe vorhanden, doch blieb der Viehbestand insgesamt gering; Speicher und Scheunen beispielsweise für die Lagerung von Getreide fehlten völlig.

Der zweite Hauptteil der Arbeit steht unter dem Thema »Bauen, Wohnen und Wirtschaften«. Bönemann stellt hier anhand von schriftlichen Quellen, Aufmaßen und z. T. historischen Fotografien zehn Höfe, Kotten und Wohnhäuser aus Lendringsen und zwanzig Gebäude (v. a. Kleinhäuser) aus Menden ausführlich vor. Dazu kommen neun Gebäude, die in den Jahren 1804-1910 vor den Toren Mendens erbaut worden sind. Es zeigt sich, dass eine Differenzierung in die Kategorien Bauernhaus oder Bürgerhaus kaum möglich war, weshalb diese von Bönemann auch nicht angestrebt wurde.

In Menden dominierten auch in den Jahrzehnten nach dem letzten großen Stadtbrand von 1663 noch die feueranfälligen lehmverputzten Fachwerkbauten, die sich an dem engen mittelalterlichen Straßengefüge orientierten. Brandschutzmaßnahmen wie Ziegelmauern konnten sich erst nach und nach durchsetzen. Noch 1806 gab es lediglich sechs Profangebäude, die weitgehend aus Stein waren. Sie demonstrieren jedoch - wie z. B. das Wohnwirtschaftshaus Wulff in der Hochstraße - den Wandel von der Haupterwerbslandwirtschaft zur Nebenerwerbswirtschaft. So überwogen bei diesem Gebäude im Jahr 1829 die Wohnfunktionen, und auch der Viehstall wurde umgebaut: es entstanden Geschäftsräume und ein Schaufenster. Schmuckelemente an den Fassaden setzten sich in Menden allerdings nur langsam durch, während viele der noch erhaltenen Türen reichhaltig geschmückt sind und damit den Wohlstand des Besitzers auch nach außen dokumentieren. Gartenmauern und eine volle Unterkellerung waren ebenfalls Indizien für wohlhabende Erbauer.

Häufiger anzutreffen waren in dieser Zeit allerdings oftmals unverputzte Fachwerkhäuser. Diese Kleinhäuser waren meist Wohnstallhäuser mit kleinen Nutzgärten und Nebengebäuden. Sie wurden oft von selbständigen Gewerbetreibenden errichtet und lehnten sich eng an frühere Bauformen an. Um 1830 wurden sie zumeist von Handwerkern bewohnt, die nebenbei im geringen Umfang Vieh hielten. Oft wurde im Gebäude selbst oder in einem Nebengebäude Material gelagert. Erst Ende des 19. Jahrhunderts verlagerte sich die handwerkliche Produktion in selbstständige Fabrikationsstätten in den Hinterhöfen, was die vollzogene Trennung der Bereiche Wohnen und Wirtschaften verdeutlicht; das Wohnwirtschaftshaus und der Wohnstall hatten auch hier ausgedient. Das starke Bevölkerungswachstum hatte eine rege Bautätigkeit zur Folge, die sich oftmals in einer standardisierten Raumaufteilung und Bauart niederschlug. Gleichzeitig entstanden repräsentative mehrstöckige Gebäude, die sowohl den Wohlstand der neuen Industriellen als auch Mendens zentralörtliche Bedeutung unterstrichen.

So verschieden die einzelnen vorgestellten Bauten auch sind: Bönemann dokumentiert anhand der Beispiele aus Menden den Übergang vom handwerklich-agrarischen Gewerbe zur Industrie. Auch für Lendringsen lässt sich dieser soziale und wirtschaftliche Wandel festhalten. Hier belegen die Beispiele, dass sich eine Vollerwerbs- Landwirtschaft nur in wenigen Fällen noch im 20. Jahrhundert halten konnte. Häufig mussten Grundstücke als Bauland verkauft werden, der Rest reichte nicht mehr für den Vollerwerb aus, die Bewohner fanden in den Industriebetrieben ihr Auskommen. Um 1900 hatte sich die Sozialstruktur zwischen Stadt und Land weitgehend angeglichen. Dies war auch ein Resultat der Industrialisierung, in deren Zuge außerhalb der Stadtmauern nach 1872 zahlreiche Betriebe v. a. der eisenverarbeitenden Industrie entstanden. Der « Wandel von Wohnen und Wirtschaften« hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg sowohl in Menden als auch in Lendringsen endgültig vollzogen.

Bönemann zeigt nicht nur die sozialen, ökonomischen und politischen Hintergründe der Bautätigkeit auf, in deren Folge sich die »gesellschaftlichen Gruppierungen ... in Menden in der sozialen Hierarchie der Häuser widerspiegeln«. Über diese Ergebnisse hinaus konnte Bönemann durch sein intensives Quellenstudium mehrfach Korrekturen bislang vorherrschender Baubefunde vornehmen, beispielsweise bei dem bislang auf das Jahr 1710 datierten Haus Biggeleben (Alte Apotheke), das aber in wesentlichen Bestandteilen bereits auf die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückgeht und damit um 150 Jahre älter ist als bislang angenommen. Zwar wäre eine professionellere Endredaktion dem Band sicherlich zu wünschen gewesen, doch können kleinere Mängel wie wiederholte Satzfehler oder nicht übereinstimmende Abkürzungen zwischen Karte und Legende den insgesamt positiven Eindruck nicht über Gebühr trüben. Hervorzuheben sind neben der reichhaltigen und anschaulichen Bebilderung und Illustration auch die aussagekräftigen Karten, die aus dem umfangreichen Datenmaterial hervorgegangen sind. Bönemann wird sicherlich mit seiner Untersuchung der lokalhistorischen Bauforschung nicht nur in Westfalen weiteren Auftrieb geben.

Werne                  Tanja Bessler-Worbs




Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes, Nr. 1 / März 2002:

Mit der Baugeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts in Menden und Lendringsen befasst sich Theo Bönemann in einem aus den geschichtlichen Quellen gut dokumentierten Buch. Dabei geht die Arbeit über die nur bauliche Erforschung hinaus und stellt sie in übergreifende Zusammenhänge, um Wechselwirkungen zwischen Hausbau, wirtschaftlicher Entwicklung und Bevölkerungsentwicklung deutlich zu machen. Der generalisierenden These, die Mendener Bautradition dem Typ eines "Ackerbürgerstädtchens" zu unterstellen, widerspricht Bönemann. Er sieht in den vorkommen den Haustypen eine "soziale Hierarchie" gespiegelt, die sich in den Gebäuden der Geistlichkeit, der Händler, Handwerker, Bauern, Tagelöhner und Armen darstellt. Dementsprechend reicht ihm auch nicht die typisierende Gegenüberstellung von Bauernhaus und Bürgerhaus, weil in diesem Schema der tatsächliche Hausbestand jener Zeiten nicht einzuordnen ist. Nach einer Beschreibung der Wirtschafts- und Sozialstrukturen im 18. und 19. Jahrhundert, der darin wurzelnden Berufsstruktur und dem sich im 19. Jahrhundert ereignenden Wandel, werden Hausbau und Wohnen in Lendringsen und Menden mit zahlreichen Beispielen beschrieben. Die je vorgestellten Häuser sind Höfe und Kotten, Hallenhaus und Kleinhaus, Hospital und Pfarrhaus. Die untersuchten Gebäude werden in exzellenten, meist historischen Fotos vorgestellt, mit Grundrisszeichnungen beschrieben und mit Angaben zu Alter, Funktion, wechselnden Besitzverhältnissen und Geschichte sorgfältig charakterisiert. Alle vorgestellten Häuser, seien sie stattlich oder bescheiden, bestechen durch eine Ausstrahlung, die Identifikation erlaubt. Leider enden viele Bildbeschreibungen mit dem Hinweis auf einen erfolgten Abriss in den letzten Jahrzehnten. Die Untersuchung schließt ihrerseits einen Blick auf die Entwicklung von Menden und Lendringsen im letzten Jahrhundert aus. Was die geschichtsvergessenen sechziger und siebziger Jahre insgesamt an regionaler Identität getilgt haben, bleibt Ortsunkundigen auf diese Weise verborgen, wird aber auch dem Einheimischen nicht expressis verbis in Stadt und Land im Wandel einem Ausblick vor Augen gestellt.

Theo Bönemann hat mit diesem Buch über Menden hinaus einen Maßstab gesetzt, wie die Geschichte des Bauens und Wohnens in Dorf und Stadt aufgearbeitet und vermittelt werden kann. Auf der Basis solcher Untersuchungen bildet sich ein aktives Geschichtsbewusstsein, das detaillierte Kenntnis mit Verantwortung für alle baulichen Vorgänge der Gegenwart verbindet. Insofern wäre zu wünschen, dass solche Arbeiten auch anderen Orts entstehen als Grundlage für den Denkmalschutz, für Ortssatzungen und alle damit verbundenen Gestaltungsfragen. Hervorzuheben ist die gute Ausstattung des Buches: die Fotos sind hervorragend wiedergegeben, die typografische Gestaltung ist nobel, Papier und Druck beachtenswert.

Prof. Dr Hubertus Halbfas

Ein Buch mit historischem Tiefgang:
Theo Bönemann erforscht Menden und Lendringsen im 18. und 19. Jahrhundert.

Eher selten ist es der Fall, dass ein Autor die Ergebnisse seiner Doktorarbeit in einem spannenden, lesenswerten Buch dokumentiert. Theo Bönemann ist dies rundum gelungen. Sein neustes Werk, „Stadt und Land im Wandel. Menden und Lendringsen“ zeichnet den Weg der beiden Orte aus der agrarischen Gesellschaft in die anbrechende Moderne. Der Verfasser haucht bislang schlummernden Archivschätzen historisches Leben ein: Bauen, Wohnen und Wirtschaften im 18. und 19. Jahrhundert werden ideenreich rekonstruiert: aus Katasterkarten, Bauakten, Adress- und Flurbüchern, aus der historischen Literatur.  Die Themen sind vielfältig und tiefgreifend: Wie verändern sich die Besitz- und Berufsstrukturen, wie die Garten- und Landwirtschaft, in welchen Gebäuden lebten die Menschen vor 200 Jahren, wie stand es um die Bautätigkeit vor dem ersten Weltkrieg? Menden war nicht, wie viele Historiker bislang annahmen, eine Ackerbürgerstadt, sondern bereits im 18. Jahrhundert durch eine große Vielseitigkeit an handwerklich-gewerblichen Berufen geprägt. Landwirtschaft wurde eher für den Eigenbedarf betrieben und diente weniger dem Lebensunterhalt. Jedenfalls war nicht immer alles so gediegen wie wir es heute kennen. Hessische Regierungsbeamte beschrieben die Zustände in Menden im Jahr 1804 als katastrophal: „Der Ort ist bekanntlich ein Ackerstädtchen, jedweder Bürger besitzt ein paar Morgen Länder und ziehet darauf sein nothdürftiges Brotkorn und Futter für ein paar Kühe, wird der Acker und Garten aber nicht in gehörigem Dünger gehalten, so traget er keine Frucht und der Eigentümer ist unglücklich genug, seines Lebens Unterhalt sich beraubt zu sehen.“ Bönemann erzählt über die sozialen und ökonomischen Hintergründe dieser Zustände, er verfolgt die Neuerungen in Gewerbe und Industrie und die letzte entscheidende Ablösung von agrarischen Orientierungen durch die Erreichbarkeit mit der Eisenbahn im Jahr 1872.  „Stadt und Land im Wandel“ ist ein aufschlussreiches, äußerst gründlich recherchiertes Buch über Menden und Lendringsen, das allen lokal- und regionalgeschichtlich Interessierten wertvolle Informationen weitergibt.

München, den 1.Dezember 2001, Dr. Christoph Köck

Signetklein        Bücher        Fotos        Bildpostkarten        Aufsätze und Presse        650 Jahre Burg Klusenstein